Die trommelfreudigen "Landsknechte" in der Herzöge-Heimfestung, der Halle am Landeshuter Platz. In der Mitte am Banner Chris Kricheldorff. von links Dominik Nowak, Jakob Ganter, Claudia Schulze, Jens Zeising, Chris (Bierfroind) Kricheldorff, Joachim Bößmann, Dagmar Bernert, Daniel Leder, Jens Nowak. Foto: Olaf Hahn

 

Von Franka Schulmann

Wolfenbüttel. Mit Trommeln und Gesängen feuern sie unsere Basketballer an – die Mercenaries. Ursprünglich als echter Fanclub gegründet, der sogar an bundesweiten Vereinsturnieren teilnahm, sind sie heute eine lose Verbindung von Fans, die die MTV Wolfenbüttel Herzöge unterstützen.

Am Anfang stand eine Idee bei einer Auswärtsfahrt nach Quakenbrück am 20. Oktober 2002 – das alles ist gut dokumentiert. "Damals beschloss eine Handvoll Anhänger die Gründung eines Vereins zur Unterstützung der Wolfenbüttel Dukes, wie der Basketballverein seinerzeit hieß", erzählt Christ "Bierfroind" Kricheldorff, ein Fan der nahezu ersten Stunde. Tatsächlich ist er seit nunmehr 12 Jahren dabei, und inzwischen ist er das Gesicht und ein wenig auch der stille Anführer der inzwischen losen Verbindung. 

Die Namensfindung der Mercenaries kam nicht von ungefähr, berichtet er weiter. Als Anspielung an die damaligen Dukes (englisch für "Herzöge"), bildeten die Fans deren Söldner, also Mercenaries. Passender findet Chris allerdings die Übersetzung als Landsknechte, da diese alles für ihre Herzöge machen würden und ihnen treu folgen.

Genau dies tut Bierfroind nun auch schon lange. Seine Treue verdienten sich die Herzöge vor allem in der Saison 2007/08, als sie in der 2. Bundesliga abgeschlagen Tabellenletzter waren und der sportliche Abstieg sicher schien. Nachdem der glücklose Trainer Andreas Hundt von seinen Aufgaben entbunden wurde, stieg Thorsten Weinhold zehn Spieltage vor Ende der Saison ein – und schaffte das schier Unmögliche: "Mit ihm gewannen wir neun oder zehn Spiele in Folge und sicherten den Klassenerhalt", muss Kricheldorff noch heute grinsen. "Seither hat Weini bei mir einen Stein im Brett."

Zu dieser Zeit fuhren die Fans auswärts nicht nur im Mannschaftsbus mit, sondern aufgrund der zahlreichen Unterstützung auch in einem weiteren Kleinbus. Besonders die Stimmung bei diesen gemeinsamen Auswärtsfahrten machte den Zusammenhalt der Mercenaries aus. "Das war schon was ganz besonderes", berichtet Christ. "Nur in der letzten ProB-Saison fehlte irgendwie die Verbindung zum Team." Doch nicht nur die Aufwärtsfahrten wurden von dem Fanclub organisiert, auch eine Fanclubmannschaft bauten sich die Fans auf. Hier zockten sie in ihrer Freizeit selber auf dem Parkett und nahmen an Fanclub-Turnieren teil. Daraus entwickelte sich 2006 eine ganz enge Freundschaft zum Fanclub Stealers Leverkusen. 

Inzwischen ist der Fanclub kein Verein mehr, sondern eher eine lose Verbindung interessierter Fans. Dies hat seine Vorteile, wie Chris "Bierfroind" findet. "Jeder kann es sich leisten, dabei zu sein." Es gebe keine Gebühren und keine amtlichen Vorgaben wie Mitgliederversammlungen, Vorstandsbildung, Anträge und ähnliches. "Sowas hält die Leute ab, sich zu engagieren", glaubt er. "Zu uns kann jeder kommen, aber auch wieder gehen, wenn er nicht mehr möchte. Er muss es nicht erst beantragen, ein Mitglied zu werden. Und jeder ist willkommen." 

Dass die Organisation auch ganz ohne Strukturen funktioniert, beweisen die Mercenaries bereits bei Auswährtsfahrten, wo sie sich nun selbst zu Fahrgemeinschaften zusammenfinden, um ihr Team in fremder Halle lautstark zu unterstützen. So vereinnahmten sie bereits manch fremde Halle mit nur vier Leuten und drei Trommeln für sich. Die Unterstützung beim Heimspielen gilt mittlerweile in der gesamten Liga als legendär. Ihren Ruf als Heimfestung verdankt die Halle am Landeshuter Platz nicht zuletzt dem unermüdlichen Einsatz der "Landsknechte" mit Trommelstöcken und Stimmbändern. 

Und dass das neue Team (die Herzöge gemeinsam mit MTV/BG Wolfenbüttel) um Thorsten Weinhold das verdient hat, da ist sich Chris Bierfroind ganz sicher: "Ich bin nach der letzten Saison positiv überrascht. Die Bindung zum Team ist wieder da, die Jungs beweisen Leidenschaft und scheinen dankbar für unsere Unterstützung. Es ist gut, dass es weitergeht, auch wenn es ein anderer Rahmen ist." Über die weitere treue Unterstützung ihrer Fans können sich die Herzöge also sicher sein, und sie freuen sich schon auf weitere Siegesfeiern mit den "Landsknechten".
Wer Lust hat, die Mercenaries zu unterstützen, wer mal eine Auswärtsfahrt mitmachen möchte oder noch nie einen Trommelstock in der Hand hatte, der kann sich bei Chris Kricheldorff (0176/5613 5880) melden oder bei Joachim Bößmann (05331/984 7601). Der Vizepräsident der MTV Herzöge steht für den intensiven Kontakt zwischen Mannschaft und Fanbasis. Bei entsprechender Resonanz ergibt sich dann auch mal wieder die Gelegenheit für ein gemeinsames Basketballspiel.