Die Saison 2010/11 stand für die Verantwortlichen und die Fans der Herzöge einmal mehr unter dem Sinnbild „Basketball in Wolfenbüttel - eine Leidenschaft, die Leiden schafft“, wenngleich nach 25 Akten wenigstens ein vielumjubeltes Happy End in der Basketball City Mainhattan zu Frankfurt und somit der Verbleib in der ProB gelang.

Nach den Abgängen der Importspieler Lamar Morinia und Evan Harris sowie von Centerurgestein Frank Theis und Coach Benjamin Travnizek präsentierten die Verantwortlichen ihrem Anhang zu Saisonbeginn einen auf vielen Schlüsselpositionen veränderten Kader. Die sportliche Verantwortung übernahm der gebürtige Hamburger Alexander Biller, unter den Körben sollten die US-Amerikaner Justin Sexton und 2,18m-Riese Michael Boone für klare Verhältnisse sorgen und für die Außenpositionen wurde der ambitionierte Scorer Kareem Grant verpflichtet. Dazu wurde das Team mit einigen Nachwuchshoffnungen aus der Nachbarschaft ergänzt.

Was am ersten Spieltag noch hoffnungsvoll mit einem 79:60-Erfolg gegen eine zu diesem Zeitpunkt desaströse Wedeler Mannschaft begann, raubte dem Beobachter in der Folgezeit schnell die Hoffnung auf einen positiven Saisonverlauf. Die Neuzugänge erwiesen sich in ihrem Leistungen als zu unkonstant (Sexton), egoistisch (Grant), unerfahren (Korfhage, Redlich und Schwarz) oder schlichtweg ungeeignet (Boone und Granz), um das Erreichen der neu eingeführten Playoffs zu realisieren. Stattdessen fanden sich die Herzöge nach einer Niederlagenserie schnell im Tabellenkeller wieder.

Selbst folgerichtige Veränderungen im Kader (der weniger wurfwütige Brandon Giles ersetzte Grant) und auf der Trainerbank (der langjährig in Skandinavien tätige Amerikaner Carl Woodard ersetzte Biller, der keinen Draht zur Mannschaft hatte) brachten nur punktuelle Erfolge, so dass unser Team am Saisonende mit einer 6-16 Bilanz (darunter einer erschreckenden 2-9-Heimbilanz) als Tabellenelfter den Weg in die Playdowns antreten musste – ohne Heimrecht.

In den drei Entscheidungsspielen ging es gegen die Junior Skyliners, ihres Zeichens Tabellenzehnter der Südstaffel und Zweitvertretung der Frankfurter BBL-Mannschaft, die insbesondere mit ihren Amerikanern Chris Rojik und Ryan Staudacher nicht zu unterschätzende Spieler in ihren Reihen hatten. Wichtige Unterstützung erhielten die Herzöge in diesen Spielen vom Kooperationspartner SG Wolfenbüttel, der mit Chris Rodgers einen erfahrenen Aufbauspieler an das Team abstellte, was in der Serie für entscheidende Impulse sorgen sollte.

Nach einem umkämpften 71:80-Auftaktsieg in Frankfurt, bei dem insbesondere Rodgers (26 Punkte) und der spätere Saison-MVP Henje Knopke (22 Punkte, 7 Assists, 7 Steals) ihre Klasse zeigten, vergaben die Herzöge ihren Matchball in eigener Halle nach einem nervösen Auftritt leichtfertig mit 82:93 nach Verlängerung. So kam es am 27. März zum Showdown in der Basketball City Mainhattan – gewinnen oder erstmals sportlich absteigen! Zum zweiten Mal reisten an die 50 Wolfenbütteler Schlachtenbummler in die Finanzmetropole und wurden Zeuge einer erneut zerfahrenen Abstiegsschlacht, welche die Herzöge jedoch nicht unverdient mit 61:66 für sich entscheiden konnten – der Klassenerhalt war gesichert und zahlreiche Kisten Wolters waren einige Stunden später geleert, wie Zeugen berichteten. Den Löwenanteil am vielleicht wichtigsten Sieg der Vereinsgeschichte hatten einmal mehr Henje Knopke mit einer großen Portion Kampfgeist und 20 Punkten sowie Martin Kemp mit fünf von neun verwandelten Dreiern, Justin Sexton mit 17 Rebounds und Chris Rodgers mit besonnenen Aktionen in der letzten Spielminute.

Was, außer dem Ausgang der beiden Spiele in Frankfurt, behält ein Herzöge-Fan von dieser Schreckenssaison positiv in Erinnerung? Zum einen sicherlich die vielversprechende Entwicklung des Salzgitteraner Centers Marcel Schwarz und des im letzten Saisondrittel endlich mehr berücksichtigten Wolfenbütteler Eigengewächses Stephen Schubert. Beide verlängerten ihre Verträge. Und zum anderen ist der große Zusammenhalt in der Fangemeinde zu erwähnen, die auch in schweren Zeiten die Mannschaft immer zahlreich begleitete und am Ende mit ihr gemeinsam jubeln konnte. Es bleibt zu wünschen, dass sich derartige Jubelszenen in der kommenden Saison im Rahmen von Playoff-Spielen wiederholen werden.

 

Teamfoto

v.l.n.r. Nico Redlich, Justin Sexton, Marcel Schwarz, Stephen Schubert, Martin Kemp, Henje Knopke, Trainer Carl Woodard, Ole Korfhage, Michael Boone, Dennis Nawrocki, Till Jeske, Benedict Seebode, Brandon Giles.

 

Kader und Statistiken

  Größe Pos Spiele FG 3er FW DReb OReb TReb Ass Stl Blk TO Pkt Min
Ahrens, Marvin 1,89m G 2 0% - - 0,0 0,0 0,0 1,0 0,0 0,0 0,5 0,0 5
Beier, Clemens 2,09m C 5 40% - 25% 0,2 0,2 0,4 0,4 0,0 0,8 0,6 1,0 6
Boone, Michael 2,18m C 14 55% - 33% 2,4 0,9 3,4 0,1 0,1 1,4 0,4 3,9 11
Giles, Brandon 1,98m G/F 14 43% 45% 74% 2,5 0,5 3,0 1,3 0,5 0,1 1,5 10,9 23
Grant, Kareem 1,98m G 10 50% 15% 68% 3,2 0,8 4,0 0,9 0,6 0,1 2,1 18,7 28
Granz, Tony 2,05m C 23 46% - 58% 2,9 1,5 4,3 0,6 0,3 0,3 1,5 3,7 20
Jeske, Till 1,92m G 3 0% 0% 50% 0,3 0,0 0,3 0,0 0,0 0,0 0,0 0,3 4
Kemp, Martin 1,83m G 21 37% 31% 88% 2,1 0,8 3,0 2,6 0,9 0,1 2,2 9,6 27
Knopke, Henje 1,92m G 25 49% 29% 52% 3,8 1,4 5,1 5,5 3,6 0,4 2,2 12,2 34
Korfhage, Ole 1,93m F 10 50% 20% 50% 0,6 0,3 0,9 0,4 0,1 0,0 0,1 2,0 7
Nawrocki, Dennis 1,90m G 22 34% 36% 72% 1,0 0,6 1,6 0,8 0,5 0,0 1,0 3,7 17
Redlich, Nico 1,91m G/F 11 50% 11% 67% 0,9 0,3 1,2 0,5 0,1 0,0 0,5 1,8 9
Rodgers, Chris 1,86m G 5 36% 20% 83% 1,6 1,2 2,8 3,2 1,0 0,2 1,8 11,8 30
Schubert, Stephen 2,05m F 10 50% 27% 78% 1,9 0,7 2,6 0,5 0,2 0,4 0,5 8,0 18
Schwarz, Marcel 2,03m C 21 56% - 59% 1,7 1,6 3,2 0,4 0,6 0,3 1,0 3,5 14
Seebode, Benedict 1,84m G 24 34% 20% 33% 0,6 0,3 1,0 0,8 0,5 0,0 1,2 1,9 10
Sexton, Justin 2,03m F 25 48% 26% 73% 5,5 2,3 7,8 1,5 0,8 0,7 2,2 15,4 34

 

Platzierung

2. Bundesliga ProB Nord (12 Teams), 11. Tabellenplatz (Qualifikation für Play-Down-Runde), sechs Siege, 16 Niederlagen. Play-Down-Runde: Junior Skyliners Frankfurt – Herzöge 1-2, somit Qualifikation für ProB Nord 2011/12